Predigt von Richard Baus zum 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Lk 15,1-10 Kurzfassung

 
Liebe Schwestern und Brüder,

mit diesem Evangelium ist für mich eine wunderschöne Begebenheit verbunden, über die ich immer noch schmunzeln muss, wenn ich das Evangelium lese:

Da war ein Schulgottesdienst vor vielen Jahren, in dem ich mit den Kindern über genau dieses Gleichnis sprach. Da gab es ein Dia mit dem Bild eines Hirten, der ein kleines Schaf auf seinen Armen trug, mitten durch eine gefahrvolle Landschaft mit Stacheldraht und Dornen hindurch. 

Ein Schaf, das sich verlaufen hatte und das ER gefunden hat.
Die Kinder waren sehr angetan von all dem, was ich da sagte;
nur eine Lehrerin, eine „Säule“ der Gemeinde, die hinten saß, schüttelte immer wieder den Kopf.

Nach dem Gottesdienst fragte ich sie dann, warum sie das getan hätte.  Die Antwort: Ich hätte immer gesagt:
Bei Gott ist mehr Freude über einen Sünder als über 99 Gerechte – und ich hätte vergessen hinzuzufügen: über einen Sünder, der umkehrt.   

Diese Umkehr, die sei doch so wichtig. Denn ohne die gehe es doch nicht. Wer nicht umkehrt, der werde nicht gerettet.
 

Ja, die Umkehr ist so wichtig. Keine Frage.
Aber, liebe Schwestern und Brüder, was ist denn „Umkehr“? Wann bin ich denn umgekehrt? Was muss da bei mir passiert sein, damit „es wieder geht mit Gott“?

Muss ich innerlich ganz zerknirscht sein? Muss ich irgendwelche harten Bußwerke auf mich genommen haben? Muss ich auf den Knien zu Gott zurückkehren?
Irgendwie haben wir das wohl alle so gelernt.
Das steckt irgendwie noch ganz tief in uns drin.
Aber die beiden Bilder, die Jesus gebraucht, erzählen so was ganz anderes:

Dieses Schaf, das sich da verirrt hat, das kann eigentlich aus eigener Kraft gar nichts mehr tun; das findet nicht zurück; das ist am Ende.

Und das Jesus-Wort sagt uns ja auch sehr genau: Nicht das Schaf tut etwas, sondern der Hirte tut alles: Er macht sich auf die Suche. Er lässt nicht nach, bis er es gefunden hat. Als sei gerade dieses verlorene Schaf das einzige auf der Welt. 
Dafür lässt er sogar 99 andere allein in der Steppe zurück. Und wenn er es gefunden hat, dann trägt er es zurück und lädt ein zu einem Fest.

Und mit der Drachme ist es genau so. Die kann ja auch nicht aus eigener Kraft in das Portemonnaie der Frau zurück, sondern die bleibt unter dem Schrank liegen, unter den sie gerollt ist.
Aber diese Frau tut alles, um sie zu finden: Sie macht Licht, sie fegt das Haus und sie sucht solange bis sie das Geldstück gefunden hat. Und dann hebt sie es auf - und sie ruft ihre Freundinnen zusammen, um sich mit ihnen darüber zu freuen, dass sie sie wieder gefunden hat.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

ich glaube ja nicht, dass Jesus sich mit den Bildern vertan hat. Sondern er wird sie sehr genau ausgesucht haben. Und er will allen, die ihm zuhören sagen: Genau so ist Gott – So überraschend anders. 

Er wartet nicht, bis wir so weit sind, dass wir wieder zurückfinden können, sondern ER tut alles, um das, was verloren war, wieder zu finden und wieder dorthin zurückzubringen, wo es hingehört;
Gott ist der Aktive, Gott macht sich alle Mühe, denn Gott will sich nicht damit abfinden, dass etwas verloren gegangen ist – und das Schaf, die Drachme – die müssen sich suchen und finden lassen.

Und wenn das gelingt, wenn sie sich finden lassen, dann herrscht im Himmel große Freude – mehr als über diese 99 Gerechten, denen ein solches Glück nie widerfahren wird.
Und auch mehr Freude als bei diesen 99 Gerechten, die immer noch meinen, der Mensch müsse alles tun.

 
Liebe Schwestern und Brüder, 

wie wäre es also mit einem neuen Blick auf die  Umkehr - mit dem Blick Jesu: Umkehren hieße dann nicht, irgendwelche großen und harten Leistungen vollbringen zu müssen - und wehe, du schaffst das nicht – sondern Umkehr hieße dann: sich von Gott suchen und finden lassen.

Sich von Gott in die Arme nehmen und zurücktragen lassen;
sich Gottes Liebe gefallen lassen, ohne sie zurückzustoßen oder abzuweisen, weil man meint, so etwas habe man nicht nötig; man sei doch schon gut genug – oder weil man sich schämt wegen seiner Schuld. 

Mit Gott zu rechnen. Auf ihn zu hoffen. Darauf vertrauen, dass Gott mich nicht verloren gehen lässt, sondern dass er alles tut, um mich zu finden und sich nach einem solchen Gott zu sehnen – das ist für mich Umkehr … denn anders kann ich diesen Text der Bibel nicht verstehen. 

Umkehr nicht als Leistung des Menschen für Gott, sondern als Geschenk Gottes für uns Menschen – aus Liebe.

Aber das werden sicher vor allem nur die annehmen und akzeptieren können, die wissen, wie schwer Schuld sein kann, wie gefangen Schuld uns nehmen und wie sie uns lähmen kann, so dass nichts mehr geht, dass man selbst gar nicht mehr umkehren kann, weil man so ans Ende gekommen ist – (für die 99 Gerechten sicher ein unvorstellbarer Gedanke; so weit runter kommen die ja nicht)

und wie gut es ist, wenn dann einer kommt und sagt:

Ich suche Dich – weil ich Dich liebhabe.
Dich suche ich - so wie Du bist.
Und ich freue mich, dass ich Dich wiedergefunden habe. Ohne Dich will ich nicht sein. Denn Du fehlst mir sonst.

Und jetzt lass Dich ganz einfach von mir in die Arme nehmen und nach Hause tragen. Und dann ist alles gut.

 
Amen

 

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