Predigt von Richard Baus zum 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Lk 5,1-11

 
Liebe Schwestern und Brüder,

dieses Evangelium, das wir gerade gehört haben, zählt unter die Berufungsgeschichten aus dem Neuen Testament.

Jesus ruft Menschen in seine Nachfolge, Menschen, die bereit sind, alles stehen und liegen zu lassen und ihm dann nachzufolgen, die dann „hinter ihm hergehen“.
Diese „hinter ihm Hergehen“ ist ein sehr schönes und bildhaftes Wort. Wenn man hinter jemandem hergeht, dann hat man ihn ständig vor Augen – dann kann man sehen, was er tut und wie er lebt – und dann kann man sich dort was „abschauen“ – und es dann genau so machen.

Und das sollen diese ersten Jünger tun. Hinter Jesus hergehen, von ihm lernen, wie er handelt und Menschen be-handelt, und dann sollen sie es genauso machen. Damit auch durch sie, auch durch ihr Handeln Gottes Reich offenbar wird – und sie „Menschen fischen“ können.

Aber diese Berufungsgeschichte, die wir da eben gehört haben,  ist auch eine Wundergeschichte – wobei das Wunder für mich weniger in diesem reichen Fischfang besteht als in dem, was da mit diesem Simon Petrus geschieht

Schauen wir noch einmal hin: 

Da haben Fischer eine ganze Nacht lang ihre Netze ausgeworfen und nichts gefangen. Eine Nacht lang umsonst gearbeitet. Und dann kommt Jesus und sagt: Fahrt hinaus und werft eure Netze aus.

 
Liebe Schwestern und Brüder, 

wir müssen uns vor Augen halten, dass Simon und die anderen erfahrene Fischer sind. Sie sind mit dem See groß geworden; Fischen, das war ihr Beruf, das haben sie gelernt – und Jesus ist das, was man eher als „Landratte“ bezeichnen würde. An diesem See weiß jedes kleine Kind, dass man mit einem Netz nur nachts etwas fangen kann, tagsüber ist das aussichtslos, das kann man vergessen.

Und wenn Simon das Netz noch einmal auswirft, dann ist das eigentlich eine totale Verrücktheit, total unsinnig. Damit macht er sich geradezu lächerlich vor den anderen. Und dennoch – er tut es – und er darf das Unglaubliche erfahren: Die Netze sind zum Zerreißen voll.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

ich denke, diese Erzählung soll der jungen Christengemeinde, für die Markus sein Evangelium schreibt, wohl etwas Entscheidendes mitteilen: 

Erstens, Gott braucht die Menschen, die mit ihm arbeiten, weil Gott nie etwas am Menschen vorbei tut; ja, Gott bindet sich und sein Reich regelrecht an die Menschen an; 

aber zweitens will er sagen, dass diese Menschen Ihre Rechnung nie ohne Gott machen sollen.

Der Evangelist schreibt einer Gemeinde, die wohl mit ihren Aufbau beschäftigt ist – und er will ihr sagen: Gemeinde (Gemeinschaft) - das ist nicht nur das, was wir Menschen können und in unseren Köpfen haben, sondern das ist auch das, was Gott hinzuschenkt und bewirkt – und was manchmal so ganz anders ist als wir es von uns aus machen würden.
Kirche ist immer mehr als das, was wir Menschen uns denken und tun können.
Kirche, Gemeinde und Gemeinschaft, das hat doch immer noch, und vielleicht vor allem, mit Gott zu tun.

Wie schnell sind wir am Ende, wenn wir nicht damit rechnen, dass Gott auch noch was tut; wie schnell, wenn wir nur darauf vertrauen, dass wir das alles ganz gut ohne Gott und ohne seinen Heiligen Geist können. Wie schnell geht es uns dann wie diesem Petrus und seinen Kollegen: Unsere Netze bleiben leer und wir sind enttäuscht.

Eigentlich habe ich alles versucht, alles Menschenmögliche getan, so sagt Petrus – „doch auf dein Wort hin will ich es noch einmal versuchen“. Wie gut, dass er das sagt – denn da wo er eigentlich mit seinem Latein am Ende ist, da bekommt Gott endlich eine Chance, und da kann Gott ein Wunder bewirken.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

spüren Sie, was da mitschwingt!? Dieses Stückchen Kritik des Evangelisten, dass Gott oft bei uns gar nicht so recht zum Zuge kommt, weil wir meinen, wir wüssten eigentlich alles ganz gut alleine.

Und was wir uns nicht vorstellen können, das probieren wir ja gar nicht erst - weil wir meinen, das klappt ja doch nicht – und wieder bekommt Gott keine Chance.

„Doch auf dein Wort hin, will ich es noch einmal versuchen“ so sagt Petrus.  

Dieses „noch einmal“, das ist ein so wichtiges Wort in dieser Geschichte; denn das ist der Moment, in dem noch einmal alle Hoffnungen vor uns liegen und wahr werden können.
„Noch einmal“ – weil hier Gott noch einmal eine Chance bekommt.
Wo Petrus am Ende ist, kann Gott anfangen – aber nur, wenn Petrus mitspielt – und wenn er es „noch einmal“ versucht.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ich glaube, dieses „Noch einmal“ aus dieser Bibelstelle, das kennen wir auch aus unserem ureigenen Leben.
„Noch einmal“ – wie gut tut uns das, wenn uns das jemand sagt –
bei einer Krankheit, bei der man schon alles versucht hat;
in einer scheinbar ausweglosen Situation;
bei einem Problem –
wenn dann jemand sagt: Trotzdem, noch einmal – weil DU es bist.
Da kann sich mit einem Mal alles verändern, von Grund auf – und alles kann neu und gut werden. Noch einmal – daraus spricht Hoffnung. Und die Hoffnung ist der Punkt, bei dem Gott bei uns neu ansetzen kann.

Ich denke, diese Geschichte müssen wir uns, die wir uns als Haupt- und Ehrenamtliche, als Einzelne und als Gruppen in unseren Gemeinden und Gemeinschaften mühen und immer wieder unsere Netze auswerfen, von Markus erzählen lassen,

damit wir, wenn es Probleme gibt,  nicht zu früh sagen

Es hat keinen Zweck mehr. Wir haben ja alles mögliche versucht, aber.....
Sondern dass wir den Mut haben, es noch einmal zu versuchen- und, wie die Jünger im Boot, auch bereit sind, einmal ungewohnte Wege zu gehen; Ungewohntes und Neues zu probieren.

Denn wir dürfen doch nicht glauben, das Heil unserer Kirche und das Heil unserer Gemeinschaften würde darin bestehen, dass alles beim Alten bliebt. Denn wozu hätte der Herr uns denn sonst seinen Heiligen Geist geschenkt?!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

die Gemeinde des Herrn ist lebendig. Und was lebendig ist, das will sich ändern und verändern dürfen, damit es auch die Chance bekommt, anders zu werden, neu – und vielleicht sogar besser als es vorher war. Nicht alles ist schon deshalb gut, nur weil es alt ist und Tradition hat, sondern es muss lebendig sein – und Menschen zum Leben, zu Gott führen.

Und deshalb geht es darum, dass wir nicht zu früh aufgeben, 

sondern uns immer noch offenhalten für das Handeln Gottes – für die Wunder, die Gott wirken kann und will – gerade dort, wo wir Menschen schon alles versucht haben und nicht weitergekommen sind - so dass Gott eine Chance bekommt.

Und das größte Wunder könnte heute und  hier geschehen: Wenn wir es zulassen, dass Gott nicht nur Brot und Wein verwandelt, sondern auch uns – und dass wir nachher anders hier hinausgehen als wir hineingekommen sind – eben als Verwandelte – als Menschen, die nicht zu früh aufgeben, sondern die sagen: Wir haben uns zwar schon die ganze Zeit uns bemüht.
Aber auf dein Wort hin, Herr, wollen wir es doch noch einmal probieren – mit  uns selbst und mit den Menschen in unserer Familie.
Noch einmal wollen wir es probieren – mit unserer Gemeinschaft und mit unserer Kirche – auch wenn wir schon oft genug enttäuscht wurden.

Noch einmal – auf dein Wort hin, Herr,
weil Du uns rufst.

Amen

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